Wie
lange Sommerferien der Kinder für die Erwachsenen sein können, merke ich hier
wirklich. In Irland haben die Kinder so lange Ferien, dass sie wirklich die Schule
herbeiersehnen! Hat et dat bei uns mal gegeben? Nun, nachdem die siebte von
neun Ferienwochen begonnen hat, sind die Jungs immerhin vier Stunden am Tag mit
anderen Kindern in einem Feriencamp zusammen. In der Woche vorher noch an
fehlendem dritten Auto gescheitert, war es auch diese Woche schwierig zu
organisieren, aber gut möglich. Gut möglich aber gar nicht so leicht wie man
denken mag, sind einfache Dinge. Dass ohne wirkliche Sonne eine Solaraufheizung
nicht immer funktioniert, ist verständlich, und das dadurch fehlende warme
Wasser auch leicht zu verschmerzen, da es neben der solarbetriebenen Dusche
noch für solche Fälle eine elektrische gibt. Allerdings ist damit einhergehend
das Waschbeckenwasser kalt. Insofern kann rasieren schon mal zu einer richtigen
Herausforderung werden. Mit kaltem Wasser bekanntlich nicht so leicht, heißt es
daher, zwischen Waschbecken-Spiegel und Elektro-Dusche hin und her hüpfen. Aber
man hat ja auch einfach Zeit ohne Ende, so kommt es mir jedenfalls hier täglich
vor!
Wenn
ich an Irland in Zusammenhang mit Sport denke, fallen mir Rugby, Gaelic-Football
oder Hurling ein, aber nicht Golf. In Deutschland eher als Rentner oder
‚Bonzensport’ verschrien, spielt hier jedes zweite Kind Golf. So wird die
Stunde Wartezeit bevor das Kidscamp beginnt halt auf dem Golfplatz verbracht.
Ich
habe mich häufig schon geärgert, dass ich ausgerechnet dieses Jahr aus
Deutschland weg gehe, wenn Borussia endlich mal nach sechzehn Jahren
international spielt. Ohne fließend Internet, wird es sogar schwierig, die
Spiele am Bildschirm verfolgen zu können. Somit heißt die Devise, frühzeitig
sich umzuhören, in welchen Pubs das Spiel zum Beispiel am kommenden Dienstag
geschaut werden kann. Der ein oder andere Pub kommt da glücklicherweise schon
in Frage. Unter der Woche gibt es halt sonst kaum Sportarten die im TV laufen
und so viele Soccer-Fans gibt es hier nicht.
Wie
sehr man ungewollt doch von Internet abhängig ist, zeigt das Beispiel des Leute
kennen lernen. Zwei Wochen per Nachfragen keine Chance gehabt andere Au Pairs zu
finden, dauert es über gewisse Gruppen in allseits bekannten sozialen
Netzwerken keinen Tag und man schreibt mit welchen in Cork (70 Autominuten) um
sich zu treffen und weiß von ‚Neuankömmlingen’ in unmittelbarer Nachbarschaft
(fünfzehn Autominuten) Ende August. Insofern wird auch das soziale Leben mehr
werden. Es war vielleicht am Anfang ungewohnt, lange keinen zu kennen, aber
irgendwie war es gar nicht soo dramatisch. So konnte ich viel Zeit zum Einleben
in die Familie investieren und erste Eindrücke in das wirkliche irische Leben
genießen!
Wenn
wegen dauerhaftem, normalstarken Regen der Boden derart aufgeweicht ist, dass Golf
spielen zum Zeitüberbrücken kaum möglich ist, lässt man sich halt mit den Jungs
früher absetzen, um das letzte Stück zum Kidscamp laufen. Doch dabei frage ich
mich, wie langsam Kinder bitte schön gehen können? Für ein Stück von ungefähr
15-20 Minuten rechnet man ja vielleicht bei Kindern mit dem Doppelten. Aber das
die 90 Minuten Zeitabstand bis das Camp beginnt, bis auf die letzten drei
Minuten ausgeschöpft werden, hätt ich im Leben nicht gedacht. Da ist manchmal
das Sprichwort ‚die Schuhe beim Gehen besohlen’ durchaus stark untertrieben!
Mal schauen, ob ich es nochmal wagen werde, auf die Frage: Wie lange noch? in
Zeitangaben zu antworten. Obwohl, vielleicht in der Zeit die ich brauche. Denn
schon bei der Ansage drei Minuten kommt darauf: „Is it a long time? It is long,
isn’t it?“ Was für eine Motivation zu laufen man doch hervorrufen könnte, wenn
man ehrlich mit „About ninty minutes!“ antwortet…
Am
Mittwoch wurde ich von den deutschen Nachbarn zum ‚Festival der traditionellen
Musik’ eingeladen, da sie noch eine Karte übrig hatten. Primär durch Geigen,
aber auch per Gesang oder der Kombination Geige und Gitarre wurde traditionelle
Musik vorgetragen und ja, es war ganz ganz stark! Es war eine nette Atmosphäre
in einer alten Kirche und ein insgesamt toller Abend! So gab es zudem auch an
der Atmosphäre der Zuhörer viel Individuelles und typisch Irisches zu
beobachten.
irischer Regen |
Manchmal
denke ich mir hier im Nachhinen: „Gut, da warste ja doch ein wenig naiv!“ Am
häufigsten passiert mir dies beim Wetter. So auch am Freitag. Nach einem
durchaus angenehmen Morgen bin ich ohne Jacke mit meinem Rucksack mit Laptop in
die Stadt um in der Zeit des Kidscamp ins Internet zu gehen. Mittlerweile
wieder am wöchentlichen Markt zum Lunch angekommen, hatte ich noch ungefähr eineinhalb
Stunden bevor ich zum Kidscamp (dreißig Minuten gehen) aufbrechen musste. Es
fing an zu Regnen. Gut, denkste dir, bleibste halt unter dem Pavillon stehen,
bis es aufhört. Nur was machst du, wenn es erstens nicht aufhört, zweitens
immer stärker wird, drittens vor dir in einer Kurve Autos anfangen nicht nur
sprichwörtlich um die Kurve zu schwimmen, viertens dir als einziger Gedanke
kommt, dass der letzte Tag auf dem diesjährigen Hurricane-Festival ein
harmloses Wölkchen war und dir fünftens klar wird, das du wirklich keine Jacke
und nur einen Laptop in einer wasserdurchlässigen Tasche dabei hast. Tolle
Wurst. Als ich wirklich los musste, wurde zuerst eine Mülltüte für den Laptop
organisiert, danach versucht ein Auto zu bekommen, welches mich mitnehmen
möchte.
Improvisation ist alles |
Doch wer möchte ein triefend nasses Wesen in sein Auto lassen. Also
zweite Mülltüte, Loch rein, Kopf durch und mit Armen innerhalb des Müllsackes
durch Bantry laufen. Es sah bestimmt lustig aus. Ja, ich glaube, das war er:
der erste richtige irische Regen! Zur kurzen Anmerkung: Fünf Minuten, nachdem
ich komplett durchnässt angekommen war, hörte es natürlich auf und sogar die
Sonne grinste kurz, um zu schauen, was während ihres Mittagsschlafes so
lustiges passiert ist.
Angenehm
war es danach. Mit den Kindern und dem Gastvater ging es am Nachmittag ins ‚Ma
Murphys’ um mir dort die Regel ‚kein Bier vor vier’ mittels dreier Pints durch
den Kopf gehen zu lassen mit dem Erfolg, diese Regel als vollkommen sinnlos zu
erachten.
Die
Woche endete mit einer gemütlichen, tollen Gartenparty bei uns. Unter dem
Motto: ‚Life is Good!’ wurde der Abend zelebriert. Essen ist gut, Musik ist
gut, Trinken ist gut, Leben ist gut, Liebe ist gut, Lachen ist gut und viele
andere Schilder mehr zierten den Garten. Dies bedeutete aber auch den ganzen
Samstag die Party vorbereiten und Sonntag den ganzen Tag aufräumen. Ok, alles
schon mal gemacht. Aber in strömendem Regen mit leichtem ‚Miauen’ im Kopf aufzuräumen,
ist doch was anderes. Hat sich aber gelohnt. Es waren viele Leute da, sodass
lustige Gespräche und Momente entstanden sind und nebenbei gab es am Abend noch
tolle Musik. Ein Freund meines Gastvaters ist zu Besuch und die Musik, die die
beiden auf Gitarre oder kombiniert mit Kontrabass (gezupft) entstehen lassen,
kann man sich echt stundenlang anhören. Insgesamt ein toller Abend und sehr
angenehmer Abschluss der Woche!
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