Sonntag, 26. August 2012

IV. Wet clothes und full house – Woche 3 (13.8.-19.8.12)


Wie lange Sommerferien der Kinder für die Erwachsenen sein können, merke ich hier wirklich. In Irland haben die Kinder so lange Ferien, dass sie wirklich die Schule herbeiersehnen! Hat et dat bei uns mal gegeben? Nun, nachdem die siebte von neun Ferienwochen begonnen hat, sind die Jungs immerhin vier Stunden am Tag mit anderen Kindern in einem Feriencamp zusammen. In der Woche vorher noch an fehlendem dritten Auto gescheitert, war es auch diese Woche schwierig zu organisieren, aber gut möglich. Gut möglich aber gar nicht so leicht wie man denken mag, sind einfache Dinge. Dass ohne wirkliche Sonne eine Solaraufheizung nicht immer funktioniert, ist verständlich, und das dadurch fehlende warme Wasser auch leicht zu verschmerzen, da es neben der solarbetriebenen Dusche noch für solche Fälle eine elektrische gibt. Allerdings ist damit einhergehend das Waschbeckenwasser kalt. Insofern kann rasieren schon mal zu einer richtigen Herausforderung werden. Mit kaltem Wasser bekanntlich nicht so leicht, heißt es daher, zwischen Waschbecken-Spiegel und Elektro-Dusche hin und her hüpfen. Aber man hat ja auch einfach Zeit ohne Ende, so kommt es mir jedenfalls hier täglich vor!
Wenn ich an Irland in Zusammenhang mit Sport denke, fallen mir Rugby, Gaelic-Football oder Hurling ein, aber nicht Golf. In Deutschland eher als Rentner oder ‚Bonzensport’ verschrien, spielt hier jedes zweite Kind Golf. So wird die Stunde Wartezeit bevor das Kidscamp beginnt halt auf dem Golfplatz verbracht.
Ich habe mich häufig schon geärgert, dass ich ausgerechnet dieses Jahr aus Deutschland weg gehe, wenn Borussia endlich mal nach sechzehn Jahren international spielt. Ohne fließend Internet, wird es sogar schwierig, die Spiele am Bildschirm verfolgen zu können. Somit heißt die Devise, frühzeitig sich umzuhören, in welchen Pubs das Spiel zum Beispiel am kommenden Dienstag geschaut werden kann. Der ein oder andere Pub kommt da glücklicherweise schon in Frage. Unter der Woche gibt es halt sonst kaum Sportarten die im TV laufen und so viele Soccer-Fans gibt es hier nicht.
Wie sehr man ungewollt doch von Internet abhängig ist, zeigt das Beispiel des Leute kennen lernen. Zwei Wochen per Nachfragen keine Chance gehabt andere Au Pairs zu finden, dauert es über gewisse Gruppen in allseits bekannten sozialen Netzwerken keinen Tag und man schreibt mit welchen in Cork (70 Autominuten) um sich zu treffen und weiß von ‚Neuankömmlingen’ in unmittelbarer Nachbarschaft (fünfzehn Autominuten) Ende August. Insofern wird auch das soziale Leben mehr werden. Es war vielleicht am Anfang ungewohnt, lange keinen zu kennen, aber irgendwie war es gar nicht soo dramatisch. So konnte ich viel Zeit zum Einleben in die Familie investieren und erste Eindrücke in das wirkliche irische Leben genießen!
Wenn wegen dauerhaftem, normalstarken Regen der Boden derart aufgeweicht ist, dass Golf spielen zum Zeitüberbrücken kaum möglich ist, lässt man sich halt mit den Jungs früher absetzen, um das letzte Stück zum Kidscamp laufen. Doch dabei frage ich mich, wie langsam Kinder bitte schön gehen können? Für ein Stück von ungefähr 15-20 Minuten rechnet man ja vielleicht bei Kindern mit dem Doppelten. Aber das die 90 Minuten Zeitabstand bis das Camp beginnt, bis auf die letzten drei Minuten ausgeschöpft werden, hätt ich im Leben nicht gedacht. Da ist manchmal das Sprichwort ‚die Schuhe beim Gehen besohlen’ durchaus stark untertrieben! Mal schauen, ob ich es nochmal wagen werde, auf die Frage: Wie lange noch? in Zeitangaben zu antworten. Obwohl, vielleicht in der Zeit die ich brauche. Denn schon bei der Ansage drei Minuten kommt darauf: „Is it a long time? It is long, isn’t it?“ Was für eine Motivation zu laufen man doch hervorrufen könnte, wenn man ehrlich mit „About ninty minutes!“ antwortet…
Am Mittwoch wurde ich von den deutschen Nachbarn zum ‚Festival der traditionellen Musik’ eingeladen, da sie noch eine Karte übrig hatten. Primär durch Geigen, aber auch per Gesang oder der Kombination Geige und Gitarre wurde traditionelle Musik vorgetragen und ja, es war ganz ganz stark! Es war eine nette Atmosphäre in einer alten Kirche und ein insgesamt toller Abend! So gab es zudem auch an der Atmosphäre der Zuhörer viel Individuelles und typisch Irisches zu beobachten.
irischer Regen
Manchmal denke ich mir hier im Nachhinen: „Gut, da warste ja doch ein wenig naiv!“ Am häufigsten passiert mir dies beim Wetter. So auch am Freitag. Nach einem durchaus angenehmen Morgen bin ich ohne Jacke mit meinem Rucksack mit Laptop in die Stadt um in der Zeit des Kidscamp ins Internet zu gehen. Mittlerweile wieder am wöchentlichen Markt zum Lunch angekommen, hatte ich noch ungefähr eineinhalb Stunden bevor ich zum Kidscamp (dreißig Minuten gehen) aufbrechen musste. Es fing an zu Regnen. Gut, denkste dir, bleibste halt unter dem Pavillon stehen, bis es aufhört. Nur was machst du, wenn es erstens nicht aufhört, zweitens immer stärker wird, drittens vor dir in einer Kurve Autos anfangen nicht nur sprichwörtlich um die Kurve zu schwimmen, viertens dir als einziger Gedanke kommt, dass der letzte Tag auf dem diesjährigen Hurricane-Festival ein harmloses Wölkchen war und dir fünftens klar wird, das du wirklich keine Jacke und nur einen Laptop in einer wasserdurchlässigen Tasche dabei hast. Tolle Wurst. Als ich wirklich los musste, wurde zuerst eine Mülltüte für den Laptop organisiert, danach versucht ein Auto zu bekommen, welches mich mitnehmen möchte.
Improvisation ist alles
Doch wer möchte ein triefend nasses Wesen in sein Auto lassen. Also zweite Mülltüte, Loch rein, Kopf durch und mit Armen innerhalb des Müllsackes durch Bantry laufen. Es sah bestimmt lustig aus. Ja, ich glaube, das war er: der erste richtige irische Regen! Zur kurzen Anmerkung: Fünf Minuten, nachdem ich komplett durchnässt angekommen war, hörte es natürlich auf und sogar die Sonne grinste kurz, um zu schauen, was während ihres Mittagsschlafes so lustiges passiert ist.
Angenehm war es danach. Mit den Kindern und dem Gastvater ging es am Nachmittag ins ‚Ma Murphys’ um mir dort die Regel ‚kein Bier vor vier’ mittels dreier Pints durch den Kopf gehen zu lassen mit dem Erfolg, diese Regel als vollkommen sinnlos zu erachten.
Die Woche endete mit einer gemütlichen, tollen Gartenparty bei uns. Unter dem Motto: ‚Life is Good!’ wurde der Abend zelebriert. Essen ist gut, Musik ist gut, Trinken ist gut, Leben ist gut, Liebe ist gut, Lachen ist gut und viele andere Schilder mehr zierten den Garten. Dies bedeutete aber auch den ganzen Samstag die Party vorbereiten und Sonntag den ganzen Tag aufräumen. Ok, alles schon mal gemacht. Aber in strömendem Regen mit leichtem ‚Miauen’ im Kopf aufzuräumen, ist doch was anderes. Hat sich aber gelohnt. Es waren viele Leute da, sodass lustige Gespräche und Momente entstanden sind und nebenbei gab es am Abend noch tolle Musik. Ein Freund meines Gastvaters ist zu Besuch und die Musik, die die beiden auf Gitarre oder kombiniert mit Kontrabass (gezupft) entstehen lassen, kann man sich echt stundenlang anhören. Insgesamt ein toller Abend und sehr angenehmer Abschluss der Woche!

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