Nach mehrmaligem Verabschieden von Mama, Papa, Michi, Omi, Anna und Linda am Flughafen kam das Michelinmännchen am Gepäckscanner vorbei. Probleme mit dem persönlichen Übergewischt gab es nicht, jedoch bemerkte ich dann, dass ich an alles gedacht hatte, außer meinen Kulturbeutel von Flüssigkeiten in großen Flaschen zu befreien. Dies machte dann freundlicherweise die Gepäckkontrolle für mich. Also auf, im Flughafenshop noch schnell Deo kaufen um es an der Kasse einfach mal zu vergessen. Naja gibt Schlimmeres. Dublin hat ja auch Shops! Im Flieger waren dann auf Grund der nächtlichen Stunde fast alle am Schlafen und ich war mit Abstand einer der leiseren. Kaum zu glauben, aber möglich! Auch wenn mich es überhaupt nicht stört (außer beim Fernsehgucken), kann ich so manchen Kajütenkompanen aus Schweden ein wenig verstehen. Man hat ja doch keine Chance zu entkommen. Und aufs Deck kann man beim Flieger ja auch nicht fliehen. Aber glücklicherweise stört es mich ja nicht. Schnell gelandet, kam eine im Endeffekt falsche Ansage, dass der Airport in Dublin über Nacht schließen wird. Schon auf eine kalte Nacht vor Airporttüren eingestellt, konnte ich nun doch drin bleiben. Mein Gepäck sicher abgegeben machte ich mich mit einem Schlafsack bewaffnet auf die Suche nach einer mindestens minimal gepolsterten Schlafunterlage. Diese fand ich im Fastfoodrestaurant in der oberen Etage, in der sich schon mehrere andere Schlafgäste bequem gemacht haben. Der kommende Tag war ja schließlich schon angebrochen. Dass das Restaurant nicht auf Schlafgelegenheiten ausgelegt ist, bemerkte ich an der Tatsache, dass meine Beine den Weg aus der Horizontalen in die Vertikale gesucht haben. Ich stellte mir vor wie Menschen jenseits der 2 Meter dort nächtigen – aber dieses Problem hatte ich ja nicht. Jede Stunde durch irgendeinen Wecker geweckt, ging meiner schließlich um 6 Uhr um mein Gepäck zu holen, mich so weit möglich frisch zu machen (dieser Zustand glich dem Film ‚Terminal’ mit Tom Hanks sehr stark) und den Bus Richtung Cork zu suchen!
die Landschaft vor der Tür |
Als
einziger im Bus, genoss ich die Fahrt durch Dublin, später neben dem Schnarchen
zugestiegener Gäste, die ersten Eindrücke der Natur Irlands! Wundervoll! In
Cork stieg ich nach kurzer Mittagspause um in einen anderen Bus um zum Airport
zu fahren, an dem meine Gastmutter arbeitet und mich abholen wollte.
Interessant ist, dass der Busfahrer wohl seit langem jedem Fahrgast sagt, dass
die Zeiten, die auf Busplänen und im Internet zu finden sind, nicht stimmen und
nicht eingehalten werden können. Ob dies jemals eingehalten werden konnte (wir
haben über eine Stunde länger gebraucht und das ohne Stau oder besonders viel
Verkehrsaufkommen), sei dahingestellt! Scheint wohl einfacher zu sein, über
einen langen Zeitraum jedem einsteigenden Fahrgast einzeln das zu sagen,
anstatt die Pläne zu ändern oder vielleicht vor der Erstellung die Strecke mal
abzufahren. So war dies meine erste Berührung mit Irlands ‚easy way of life’.
Ich wartete
nun auf meine Gastmutter in der Lobby eines noblem Hotels und fühlte mich mit
der Zeit irgendwie fehl am Platz. Ich glaube ich werde nur sehr schwer ein Typ
für Hotels und werde wohl einfache Unterkünfte mit Wohlwollen vorziehen. Nun,
ich habe ihr geschrieben, dass ich nun in Cork bin, warte und sie sich Zeit
lassen kann. Irgendwann, so eine Stunde nach ungefähr abgemachtem Zeitpunkt und
ohne Rückmeldung, macht man sich, noch nicht so sehr mit der irischen
Lebensweise vertraut, doch so seine Gedanken. Ist da doch etwas dran, was so im
Spaß immer gesagt wurde? Ich hab ja nichts Schriftliches, kommt sie wirklich,
wer waren die Personen auf den Fotos? Skypen hat ja nie geklappt… Aber ich
hatte so ein gutes Gefühl vorher, dass es mich schon sehr verwundern würde,
wenn ich mich täusche! Wie ich nach Ankunft von meiner Gastmutter erfuhr, hat
sie mir wohl geantwortet, dass es später wird, aber die irische
Telefongesellschaft habe wohl keinen Versuch unternommen, mir die Nachricht
weiterzuleiten.
Mit
ihr fuhr ich dann die Stunde nach Bantry, die wie im Flug verging. An deren
Haus angekommen, erwarteten mich ein Willkommensschild und zwei Kinder die
durch die Autotür schauten, welches Wesen sie doch für längere Zeit begleiten
würde. An diesem Tag war das Haus und der Garten in deutschen Händen. Ein
deutscher Nachbar und der deutsche Volunteer einer örtlichen Organisation waren
da, die zusammen mit dem Gastvater und den Jungs ein Baumhaus bauten. Die
Familie ist auch erst vor kurzem dorthin gezogen. So war sofort viel los und
ich habe gezeigt bekommen wo ich wohnen werde: Ein so gut wie eigenes Apartment
mit Schlafzimmer und Wohnzimmer inklusive eigener Küche, welches auch als
Spielzimmer der Jungs dient. Nach dem ersten Dinner mit der Familie bildete ich
mich kurz in Sachen Sport weiter (Olympia) und bin nach so gut wie zwei Tagen
ohne wirklichen Schlaf eingepennt. Am kommenden Tag wartete viel Neues auf
mich. Erstes gemeinsames Frühstück, mit den Jungs draußen spielen um einen Zaun
fürs Baumhaus zu bauen, erstes Mal versuchen mit denen aufzuräumen und der erste
Lunch. Eigentlich nichts aufregendes, aber da es halt kein kurzer Urlaub ist,
sondern der erste Tag eines ganzen Jahres, achtet man genauer auf
Kleinigkeiten. Am Nachmittag wurde ich in die schöne Natur Irlands entführt.
Mit dem Gastvater machten wir eine Tour durch ‚Glengariff Wood’, ein sehr schön
gelegenes Gebiet in der Nähe. Auf dem Weg dahin kamen wir am Ozean vorbei, der
im Prinzip ein Katzensprung von uns entfernt ist. Auch wurde mir gezeigt, wo
die Schule sein wird, in die ich die Jungs täglich bringen werde. Viele neue
Sachen und vor allem das Beobachten des Verhalten im Linksverkehr sowie das Erstellen
einer Mental Map (kaum Wege sind bei Google Maps zu finden) waren sehr
interessant. Gewöhnungsbedürftig wird sein, dass die Straßen einfach mal nur
knapp breiter als ein Auto sind, sodass der Gegenverkehr auch gut mal bis zur
nächsten Einfahrt zurücksetzen muss um einen durchzulassen. Gleiches blüht
einem selbst natürlich auch. Die Straßenordnung ist aus unserer Sicht
vollkommene Moppelkotze. Auf großen breiten mehrspurigen Straßen darf man 60
fahren, auf den kleinen engen Feldwegen, mit zugewachsenen uneinsichtigen
Kurven 80. Sinnvoll maximal möglich ist dort vielleicht 40, in Kurven 20! Naja
gewöhnungsbedürftig, aber Unfälle soll es wohl fast nie geben. Also werde ich
damit auch klarkommen! Der Abend war entspannt und endete bei einer Runde
Olympia. Die Olympiade im Heimatsender BBC zu schauen ist noch mal etwas ganz
anderes als ARD oder ZDF! Vollkommen verrückt sind die hier! Angenehm ist dabei
auch, jede Sportart immer gucken zu können und per Videotext umschalten zu
können. Sogar einzelne Felder im Badminton oder Tischtennis sind zu sehen, wenn
auch teilweise dann ohne Kommentar! Herrlich für ein Sportverrücktes Wesen wie
mich! Freitags gab es den wöchentlichen Markt zu bestaunen, der wohl eher mit
dem in Malawi, als mit dem in Deutschland zu vergleichen ist. So liegen dort
Gummistiefel neben Gemüse und Obst neben Kettensägen! Einen Schuhstand mit
einem Sortiment verschiedenster Schuhe darf dabei nicht vergessen werden. Ein
gutes Verhältnis zu den Kindern zu bekommen, ist eine interessante Aufgabe,
dessen Lösung sich vor allem in den ersten Wochen zeigen wird. Man kann bisher
nur daran denken, dass wir ja alle mal Kinder waren. Und das Kinder Grenzen
ausloten, ist nur verständlich!
Am
Abend bin ich dann zu nem Gig von meinem Gastvater in einem Pub mitgegangen –
inklusive erstem original irischem Guinness! Und es ist um einiges besser als das
Importierte in Deutschland! Komischerweise wird Kilkenny wohl kaum bis gar
nicht getrunken (nicht mal in Kilkenny selbst) sondern dient nur zum Export! Na
ja Guinness und das heimische Murphys oder Beamish reicht ja auch!
BBQ-Fest |
Endlich
mal ausschlafen. Nach den vielen neuen Eindrücken war das echt nötig! Abends
bin ich dann in Bantry weggegangen. Dies bedeutet, mit dem Taxi 15 Minuten in
die Stadt fahren, warten bis endlich etwas losgeht, zwischen 22 Uhr und 0.30
volles Haus zu haben (und das kann bei einigen älteren Personen mehr als
wörtlich genommen werden) um dann ein Taxi nach Hause zu bestellen oder in
einen Club zu gehen, der von 0.30 bis 2.30 geöffnet hat. An diese Weggehzeiten
muss man sich als deutscher Student wirklich erstmal gewöhnen! An diesem Abend
war es zu Beginn etwas trostlos, denn man kennt ja niemanden! Aber die Iren
sind recht aufgeschlossen und interessiert und so kommen die ein oder anderen
Gespräche zustande. Wenn andere Au-Pairs in der Umgebung leben und gefunden
wurden, ist dies denk ich einfacher. Denn egal aus welchem Land sie kommen, sie
kennen ja alle keinen! Und falls man wirklich keinen Gesprächspartner findet,
ist das Beobachten von tanzenden, betrunkenen irischen Rentnern herrlicher als
jede bisher gesehene Komödie! Die Woche endete direkt mit einem ungewöhnlichen
Sonntag in Bantry. Sonntag abends waren in Bantry die Bürgersteige
runtergeklappt, da Montags ein irischer Feiertag kommen sollte und die meisten
frei haben (ich nicht). So war Sonntags ein BBQ-Fest mit Gratis-BBQ und
Bierchen schon am frühen Mittag.
Bullenreiten |
Das Wettessen von sehr unappetitlichen Dingen
(vergleichbar mit den Höhepunkten im Dschungelcamp) habe ich noch von außen
beobachtet, bis ich beim Bullenreiten nicht mehr ruhig daneben stehen konnte.
Ich habe es mit 7 Sekunden einarmig auf höchster Stufe fürs erste Mal immerhin
ins obere Drittel geschafft. Und mit noch dem ein oder anderen Guinness mehr
vorher, wäre diese Zeit bestimmt noch getoppt worden!
Ja
eine Woche voller neuer Eindrücke war damit nun vorbei, und ich kann mich nur auf
weitere Wochen und Monate mit diesem ‚easy way of life’ freuen!
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