Ein
Auslandsjahr war schon lange mein Wunsch! Doch wohin? Wann? Und vor allem Wie?
Einige
Punkte, die ich lange verdrängt habe. Einzig das Wohin stand sehr schnell fest:
Irland – die grüne Insel mit wundervoller Natur und einer für mich sehr
interessanten Kultur, inklusive dem durchaus bekannten ‚easy way of life’!
Mit
der Zeit ergab es sich, dass ich nach meinem Bachelor im Juli 2012 für ungefähr
ein Jahr ins Ausland gehen möchte. Ich bin nun ungefähr bei dem Zeitpunkt
Sommer 2011 und habe mir dieses Ziel in den Kopf gesetzt. Daran lässt sich bei
mir dann ja auch nichts mehr rütteln! Nur wie komme ich dahin? Einfach ein Jahr
Reisen? Dafür ist Irland vielleicht ein wenig zu klein! Work and Travel, hmm,
vielleicht ne gute Idee. Studieren, nee, mich reizt da doch eher das
Familienleben in einem schönen Gebiet auf der Insel. So entschloss ich mich ein
Au Pair machen zu wollen. Sicherlich ist das nicht üblich, als dann 24-jähriger
Kerl ein Au-Pair zu machen, aber ich denke, es passt zu mir! So fing ich im
November 2011 an zu suchen.
Organisationen,
die auch Männer vermitteln oder einfach auf eigene Faust eine Familie suchen.
Ein Account bei AuPair-World war schnell gemacht, das Profil mit großmütterlicher
Hilfe relativ schnell gefüllt, nur die Suche nach Organisationen glich einem
Hagelregen. Es hagelte Absagen. Obwohl meist für weiblich und männlich
ausgeschrieben, kann ich die Aussage „Oh sie klingen männlich, das geht nicht,
sorry!“ echt nicht mehr hören. Im März gab es dann eine Organisation vom Bistum
Osnabrück, die anbot nach einer ausführlichen Bewerbung mit allerlei Referenzen
meine Bewerbung weiterzuleiten und wahrscheinlich eine Familie zu finden. Klang
doch gut! Also auf auf! Viele Stunden neben der Bachelorarbeit an der Bewerbung
gesessen, um dann einen Tag nach der Abgabe der Bewerbung zu hören, dass die
Partnerorganisation eigentlich nur ein Onlineformular haben möchte. Und ohne
die vielen Referenzen es als Mann natürlich schwerer sei! Na toll! Ok, auch
daran gesessen. Schließlich haben sie die lange Bewerbung noch an eine andere
Partnerorganisation geschickt, aber nicht mal auf Nachfrage kam eine Rückmeldung
von der Osnabrücker Organisation. Doch, der Bescheid, dass ich bei Erhalt einer
Familie bitte das Geld zu überweisen hätte. Ich kann vorwegnehmen, dass ich
dieses nie bezahlen werden würde/müsste.
Das
angegebene Abreisedatum (mittlerweile von Anfang Juli verschoben) vom 19. Juli
rückte langsam näher und ich musste mich, wenn auch halbherzig, langsam nach
Alternativen umschauen. Nur was? Ein anderes Land kam nicht in Frage und für so
manche Aktivität in Irland war ich mit mittlerweile Mitte Juni recht spät dran,
aber dennoch ist einiges möglich. Es kam der Gedanke, einfach nach Irland zu
reisen und ‚mal zu schauen’. Denn wenn ein Dickkopf wie ich sich etwas in den
Kopf gesetzt hat, will er ja auch nirgends zusagen, denn es könnte ja noch ein
Kontakt zu einer Familie zustande kommen. Ja und was dann??? So suchte ich
weiter, schrieb bei AuPair-World alle in Frage kommenden Familien an (man kann sie an wenigen Fingern
abzählen), und hoffte auf positive Antwort. Manchmal wurde schon ein Au Pair
gefunden – schließlich kamen auf 8 Familien (die meisten mit für mich weniger
interessanten Kleinkindern) ungefähr 1000 Au Pairs –, manchmal hatten sie dann
doch lieber ein weibliches Au Pair! Aber da Aufgeben ja noch nie meine Stärke
war, ich denke da an den Beginn meines Mathestudiums, blieb ich am Suchen, fing
an chaotisch mein Zimmer in Bananenkartons zu verstauen und mittels einer
Sackkarre mit dem Zug auf den Dachboden der Oma in Krefeld zu bringen.
Endlich
kam ein loser Kontakt zu einer Familie zustande, die völlig in der Pampa direkt
am Ozean an der Südwest-Spitze von Irland lebt, beziehungsweise dort hinziehen
wird. Nachdem einige Telefonversuche fehlschlugen, klingelte genau zu Beginn
des EM-Finales das Handy und statt einer Nachfrage, ob irgendwo gemeinsam
geschaut wird, kam die Antwort auf Englisch. Ich war noch nie so froh, dass
Deutschland doch nicht im Finale war, denn irgendwo beim Rudelgucken hätte ich
sicherlich nichts verstanden (akustisch natürlich!). Ein paar E-Mails und
Telefonate später war klar; ich habe endlich eine Familie gefunden. Ich hatte
zwar nichts schriftlich, aber man muss ja irgendwie positiv denken! Sonst ist
es halt so, wie, wenn man keine Familie gefunden hätte!
Doch
was nun mit meinem Zimmer? Da ich jegliche freie Zeit mit Seminaren, feiern
oder rumreisen verbrachte, war es mittlerweile Mitte Juli und mein Zimmer war
trotz vieler raus geräumter Bananenkartons voll! Voll von Zeugs, das niemals
mit einer Autofuhre nach Hause gebracht werden könnte. Doch viel häufiger
könnte ich das Auto nicht nutzen. Also weiter Bahn fahren, sich von dummen
Schaffnern anmotzen lassen und Sackkarre für Sackkarre nach Hause bringen.
Jetzt kam noch die Frage nach den Möbeln auf. Die mussten/durften schließlich
bei meinem Bruder für ein Jahr deponiert werden, nach Hause gebracht, oder
verkauft werden. Das alles musste in zwei Wochen vor Abflug organisiert werden.
Natürlich hatte ich schon einen Flug gebucht, bevor ich eine Familie hatte. Ich
habs mir ja in den Kopf gesetzt, das kommende Jahr in Irland zu verbringen. Am
31. Juli 2012 sollte es losgehen. Oh da kann ich ja am Wochenende vorher noch
auf ein Festival nach Nütschau fahren, fiel mir dann glücklicherweise auf. Ok,
natürlich nur, wenn alles fertig ist, aber wie ich mich kenne würde ich
irgendwie auf jeden Fall dahinfahren. Natürlich fuhr ich! Zwischendurch sah es
echt kritisch aus, alles organisiert zu bekommen, aber nach einem letzten Mal
einen Tag lang mit dem Auto Möbel und Bananenkartons fahren, waren bis auf eine
Sackkarrenfuhre, dem Schreibtisch und der Matratze alle Sachen dort, wo sie hin
sollten. Den Schreibtisch für nen Kasten Gerstenkaltschalen zu verkaufen, war
im Endeffekt kein Problem, die Sackkarre sollte auf dem Rückweg vom Festival
mit nach Hause gebracht werden und die Matratze, ja was mit der? 1,4m-Matratzen
kann man ja nicht so einfach an die Straße stellen? Irgendwie konnte ich sie
noch unterbringen. Auch Nachmieter wurden in der letzten Woche vor Abflug
abschließend gefunden. Trotz all dem angenehmen Stress mit dem ganzen Feiern
müssen, konnte sogar die Wohnung noch sauber hinterlassen, ein tolles
Festivalwochenende verbracht und alles zu Hause verstaut werden.
Jetzt
nur noch schnell Wanderrucksack zumachen und los geht’s. Ja falsch gedacht. Die
Kilos mussten runter! Insgesamt musste ich noch 4,5 Kilo loswerden. Und das an
einem Nachmittag. Manche Frau hatte diesen Wunsch schon mal häufiger, aber ich
könnte darauf gut verzichten. Denn es ging nicht (nur) um mich, sondern vor
allem um mein Gepäck. „Tja, machse nix, dann ziehste halt einiges an, und packst
schwere Sachen statt ins Handgepäck in die Jackentaschen“, konnte ich mir nur
sagen! Gesagt getan, war ich schließlich wie ein Michelinmännchen am Gate, aber
mein Jahr konnte nach dem Verabschieden von lieben Menschen endlich beginnen!
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