Das
Autofahren kann man in vier Etappen einteilen. Erste kurze Fahrt: Horror,
zweite Kurze Fahrt: kompliziert, dritte kurze Fahrt: klappt besser, vierte
kurze Fahrt: Kopf ausgeschaltet. Seitdem kann ich mir momentan eher nur
schwierig vorstellen im Rechtsverkehr zu fahren. Ich kann gerade eine Anekdote
oder vielleicht auch eher ein Hinweis, den mir meine Gastmutter ziemlich zu
Beginn im August gegeben hat, nicht finden, ob ich ihn schon erwähnt habe. Man
sagt ja gelegentlich, dass bei unseren westlichen Freunden mit den gelben
Nummernschildern Führerscheine im Lotto zu gewinnen sind. Hier sind sie nicht
mal nötig! Mit einem kleinen Aufkleber mit einem ‚L’ in roter Schrift auf
weißem Grund, der das Rückfenster ziert, kann ohne Führerschein gefahren
werden. Gemeint ist damit ein „Learner“. Das bedeutet aber nicht in einer
Fahrschule, sondern einfach für sich selbst. Da hätte ich vor ein paar Jahren
echt von geträumt (Halsabschneider!). Wenn man denn möchte, kann man sich
irgendwann mal zu einer Prüfung anmelden, aber wenn nicht, ist auch nicht
schlimm. Gibt halt nur ein bisschen Rabatt bei der Versicherung. Theoretisch
kann man das ganze Leben ohne Führerschein mit einem schönen Deko-‚L’
herumgurken und den ein oder anderen gelernten Autofahrer zur Weißglut bringen.
Es ist also nicht unbedingt klar, wenn vor dir einer in Schlangenlinien fährt,
dass er eine Pubtour am helllichten Tag hinter sich hat; er kann auch einfach
nur ein ‚Learner’ sein. Und so fahren sie auch zum großen Teil. Zur Anmerkung:
Die Menschen, die ein gewisses Alter überschritten haben, haben mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Führerschein (und
möglicherweise auch kein ‚L’), da es den damals noch gar nicht gab! Soweit so,
wie ich es verstanden habe. Dem Fahrvermögen nach zu urteilen durchaus möglich!
Wie ich darauf komme? Kann es dann nicht auch für Festlandeuropäer ein Schild
geben mit ‚gelernt im Rechtsverkehr’? Mehr als ein Hinweis für die
hinterherfahrenden ist das ‚L’ ja auch nicht.
Jedenfalls
ist das Fahren überhaupt kein Problem mehr. Ja okay, wenn das Auto denn fährt.
Am ersten Tag, an dem ich die Jungs zur Schule gebracht habe, bin ich in dem anliegenden
Gebiet noch ein
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einfach Natur |
wenig wandern gewesen (Hinter drei abgesperrten Gittern, erhob
sich auf einmal ein Ausblick, der nicht zu erwarten war: Von einem Berganfang
herunter über das ganze anliegende Dorf. Man geht halt einfach mal los!) und
wollte dann noch in der restlichen freien Zeit zu einem Café fahren. Erste Mal
probiert: Nichts; Zweite Mal probiert: ein knurriges Geräusch; Dritte Mal
probiert: Nichts. Sprit im Tank müsste eigentlich noch für die eine oder andere
Meile reichen, sodass dies nicht der Grund sein konnte. Es musste die Batterie
sein. Hier sind die wohl nicht darauf eingestellt immer mit Licht zu fahren. Das
muss ich mir am Tag dann wohl auch abgewöhnen. Also im Kofferraum alles nach einem
Kabel absuchen, um dann an Häusern in der Umgebung (Ja es gibt das ein oder
andere!) anzuklopfen, ob sie einem Starthilfe geben können. Dann noch den
Versteckten Schalter für die Motorhaube finden, das Auto noch „schnell“ mit
zwei Mann aus dem Parkplatz schieben um an das andere Auto anzudocken und los
geht der Spaß. Das ganze am Berg natürlich. Es erinnerte mich ein wenig an den
Spaß mit Stefans Partykarre in Dänemark. Der Unterschied ist nur, mein Auto
fährt gut, wenn es denn fährt! Man lernt doch recht schnell das Auto kennen. So
dacht ich mir, wenn dann richtig, und habe Freitag einfach mal versucht, wie
weit die Spritnadel denn unter das ‚E’ rutschen kann. Ich würde sagen, der Tank
war gut leer bevor ich tanken war/musste. Wenn ich den Tank dann besser
einschätzen kann, kann aus dem gelernten Kilometerrechnen bis Luxemburg auf der
Taizéfahrt ein Meilenrechnen in Irland werden. Spaß!
Nun,
da doch eine Anzahl an Au Pairs die Stadt geflutet hat (momentan sind es
immerhin fünf plus zwei Volunteers) muss am Wochenende auch endlich mal was
unternommen werden. Freitag war das internationale Flair noch nicht wirklich
da. Alle deutschstämmig, sogar die Nachbarn am Tisch waren deutsch (okay, nicht
ganz: Sie kamen aus Bayern!), wurde man irgendwie verleitet auch deutsch zu
reden. Samstag gesellte sich ein tschechisches Au-Pair in
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Auf dem Weg zum Sheep's Head |
die deutsche Runde
(Krefeld, Hamburg, Bodensee, Nähe Hannover, Braunschweig und Mainz), sodass man
endlich gezwungen war, auch unter Deutschen Englisch zu reden. Das wenige
Schummeln wird mit der Zeit sicherlich auch noch seltener. Ansonsten wird es
auch immer einfacher den irischen Akzent, mit Ausnahme den der älteren
Generation, zu verstehen. Wie hoch Irland bei den Deutschen angesehen ist,
merkt man an der enorm hohen Anzahl deutscher Touris in den Pubs. Am Abend
spontan abgemacht, sind wir zu viert am Sonntag mit einem Auto zu dem nur
fünfundvierzig Autominuten entfernten ‚Sheep’s Head’: Einfach wunderschön! Auf
dem Weg dahin konnten wir immer mal wieder stehen bleiben, die Natur genießen,
und dann wieder in die schmalen engen Wege auf dem ‚Sheep’s-Head-Way’
eintauchen. Fahren kann man bis zu einem Parkplatz in ungefähr zwei Kilometer
Entfernung von der Landspitze. Diese sollte das Ziel sein. Die Spitze einer der
Halbinseln an der Südwest-Küste von Irland. Das Schöne an dem ‚Sheep’s Head’
ist, dass er im Vergleich zu dem ‚Mizen Head’ (eine Halbinsel südlicher) und
den anderen Halbinseln touristisch am wenigsten besucht wird. Dies bedeutet,
dass es so wirkt als sei die Natur bis auf ein paar Oberleitungen, seltenen
Anhaltspunkten für Wanderer und Notrufe, und ein kleiner Leuchtturm so gut wie
unberührt. Dieser Leuchtturm, so konnten wir Schriftstücken entnehmen, sollte
auch der letzte Punkt der Spitze sein. Doch wie findet man ihn. Von der Natur
völlig beeindruckt sind wir zunächst einfach mal los gestiefelt, ohne völligen
Plan zu haben, wo es denn lang geht. Naja, stiefeln ist vielleicht zu viel
gesagt, denn noch hatte nicht jeder richtiges Schuhwerk parat. Somit waren wir
irgendwann nur noch zu zweit und sind immer weiter. Wenn man dachte, „lass noch
eben dort herunter zum Wasser“, kam hinter dem Felsen wieder das nächste große
Stück Landschaft – vor dem Wasser! Als wir dann aber gehört haben, dass es auf
dieser Seite noch über eine Stunde zu wandern gilt und es auf der anderen Seite
„nur“ die angegebene Strecke von zwei Kilometern war, sind wir vorerst mit
einigen Stopps wieder zurück zu den anderen Beiden und haben am Parkplatz ne
Pause gemacht. Da das sonnige Wetter aber wie gemalt für eine solche Tour war,
sind wir zu zweit dann doch noch Mal auf der anderen Seite los und die
Schnitzeljagd für Erwachsene sollte beginnen. Ähnlich wie vorher, dachten wir
jedes Mal „Oh da vorne ist das Wasser“, aber der Leuchtturm war nicht zu sehen.
Mal hier, mal da ein kleiner Wegweiser schritten wir weiter durch die
wunderschöne größtenteils steinige Natur. Irgendwann ging es immer weiter nach
unten in Richtung Meeresspiegel und dann war es soweit: „Da ist das Ding!“.
Frei nach Oliver Kahn kam dieser Ausruf vollkommen spontan. Die Aussicht war
einfach phänomenal. Da hat es sich echt gelohnt noch die andere Wegseite
auszutesten und bis zur Spitze zu wandern. Um die anderen dann nicht zu lange
warten zu lassen, sind wir erstaunlich schnell, ohne wirkliche Orientierung und
nur mit einem
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wunderschöner Ausblick! |
nicht optimalen Weg (Geographen verlaufen sich nicht, sie
erkunden!) zurück zum Parkplatz. Es war wirklich ein richtig toller, sonniger
Tag, den wir besser hätten nicht nutzen können.
Interessant
war, dass die Iren doch so manche Gemeinsamkeit mit uns haben, wenn es um
Beklopptheit beim Sport geht. Auf dem Wanderweg begegneten uns welche, die
Lautstark Gaelic-Football im Radio verfolgt haben. Es erinnerte mich ein wenig
an die optimale Zeitnutzung der schulischen Wallfahrten nach Kevelaer, die
idealer Weise immer an einem Samstagnachmittag zwischen 15.30 und 17.15 Uhr
angesetzt waren.
Wenn ich so auf die Woche zurückblicke, kann ich ein paar
Dinge unterstreichen. Ich bin froh, dass die Kinder nun in der Schule sind, da
Nachmittage doch intensiver mit diesen zu Nutzen sind, als ganze Ferientage –
vor allem wenn noch kein Auto zur Verfügung stand. Ich bin froh, dass in
Deutschland nur sechs Wochen Sommerferien sind, denn neun Wochen am Stück sind
meines Erachtens zu lang, sodass die Kinder sich wirklich nach der Schule
sehnen. Die neun Wochen sollten besser auf das Jahr aufgeteilt sein. Ich bin
froh, dass mein Berufswunsch Lehrer zu werden, sich leichter mit einer eigenen Familie
vereinbaren lässt, als der Beruf des Managers. Wie ich darauf komme, kann bei
einem (halb-)leckeren (Export-)Guinnes in einer deutschen Kneipe in einigen
Monaten ja mal thematisiert werden. In diesem Sinne, Prost!
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