Bantry
füllt sich mit Leben. Okey, gelebt wurde vorher natürlich auch schon, aber nun
kennt man immer mehr. Es vergeht kein Tag, an dem man nicht ein bekanntes
Gesicht durch Zufall sieht, mit dem man gerade nicht verabredet war. Nette
Gespräche und hier und da ein Zunicken machen das Leben lebenswert. Dazu kommen
aber natürlich noch einige andere Dinge. Meine morgendliche Freizeit versuche
ich so wenig wie möglich mit Autofahren zu verbringen. Von daher bin ich gerne
auf das Angebot eingegangen vormittags zu einem anderen Au Pair in der Nähe der
Schule zu gehen und dort mit den Kindern und den kleinen Katzen sowie Hunden zu
spielen. Herrlich, kleine Kätzchen, genauso klein wie mein Willi war, als ich
gerade zum Zivildienst ins Franzihaus gezogen bin. Da einer der Jungs um 14 Uhr
und einer um 15 Uhr schulfrei hat, verbringe ich die eine Stunde helfend in der
Playschool, in der der Jüngere die Stunde verbringt. Macht schon Spaß und ist
ein guter Übergang vom freien Vormittag zum Nachmittag, an dem ich die Jungs
mitnehme um etwas zu Unternehmen beziehungsweise zu Hausaufgaben zu überreden.
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Ballyrisode Beach |
Gelegentlich
bin ich aber nicht der einzige der am Vormittag frei hat, sodass die Chance
genutzt werden musste, zudem die Temperaturen sehr angenehm waren. Zu zweit
haben wir versucht einen Weg zu einem schönen Strand zu finden. Da ich ja immer
schon eher einer bin, der zehnmal nachfragt, bevor er zu weit geht oder fährt,
war der Tankwart eine gern gesehene Auskunft. Um die Zeit besser zu nutzen,
wollten wir nicht bis nach Goleen runterfahren, sondern suchten einen Strand
auf dem Weg. Uns wurde geraten, mit einer verdammt ungenauen Wegbeschreibung
nach ‚Ballyrisode Beach’ zu fahren. Dort wäre ein richtiger Strand, sogar mit
Parkplatz und bei dem Wetter so viel los, dass es gut sei, so früh loszufahren.
Gut, den Weg haben wir zwar nicht sofort gefunden, aber irgendwann kamen wir
auch an. Parkplatz? Anwesend! Schöner Strand? Auf jeden Fall anwesend!
Menschen? Fehlanzeige! So waren wir wirklich die einzigen dort.
Das Wasser war
wegen der Gezeiten nur Brusthoch, hat zudem durchaus die Sonne noch nicht so
lange genießen können. Dennoch musste ja einmal ein Sprung von einem Felsen in
den vollkommen klaren türkisblauen Ozean gemacht werden. Es war kalt! Es war
ein schöner Vormittag, inklusive einem ‚Spaziergang’ in Richtung nächste Insel.
Schwimmen konnten wir zwar auch, war aber nur an manchen Stellen zwingend nötig.
Donnerstagabend
begann dann ein Publeben, wie ich es mir vorher auch vorgestellt habe. Zunächst
gab es den letzten Abend eines Volunteers, der am Tag darauf zurück nach
Deutschland ging und gleichzeitig auch der erste Abend des neuen Volunteers. So
bereichert nun auch noch Rostock die Deutschland-Fraktion. Freitags begann dann
nach einer Runde FIFA auf PS3 der nächste Pubabend, dieses Mal allerdings fast
ausschließlich mit Iren. Iren in meinem Alter kann man hier kaum finden.
Entweder sind es Schüler oder die arbeitende Gesellschaft ab ungefähr dreißig
Jahren. In Bantry gibt es nun mal keine Universität, sodass die Zwanziger in
Richtung Cork, Limerick oder Dublin abhauen. Aber es ist doch völlig egal wie
alt man ist, wenn man sich auf einer Wellenlänge bewegt. So sind es nun jetzt
vermehrt 31, 36 oder 38-jährige mit wenigen Ausnahmen im Endzwanziger-Bereich
die im Pub und auch sonst anzutreffen sind. Aber wat solls!
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'Bantry House' am 'Bantry Bay' |
Die
freien Wochenenden möchte man ja gerne nutzen um auch etwas zu sehen. Bis man
Touren in andere Gebiete Irlands macht, gibt es erstmal hier genug zu sehen.
Ich lebe nun mal an einem der schönsten Flecken Irlands, wenn nicht Europas.
West-Cork halt! So war das 'Bantry House' ein Besuch wert. Die Art Museum im
Inneren ist schön sich einmal anzuschauen, aber der Gartenbereich wird sicher
nicht zum letzten Mal besucht worden sein. Richtig schön, mit Blick über den
'Bantry Bay'. Im Anschluss daran habe ich wieder einiges gelernt. Eine Stunde und
zwanzig Minuten nach Hause wandern, ist ja kein Thema. Wenn man allerdings
vorher einkaufen war, ist es völlig Banane! Wat ich mir dabei gedacht habe,
weiß ich auch nicht! Am Abend ging es dann wieder in die andere Richtung und ab
ins Pub! Nach einem BBQ ins ‚Ma Murphys’ und dann halt in andere Pups mit
Livemusik weiterziehen. Wie schon beschrieben endet ein Pub Abend hier gegen
0:30 Uhr, wenn man noch sein letztes Bier trinkt auch mal gegen 1:20 Uhr. Und
dann kommt etwas, was sich 'Cargo' nennt. Ein Club der ausschließlich Samstags
von 0:30 bis 2:30 Uhr geöffnet hat und für jeden, der mal eine Zeit lang in
Bantry verbracht hat eine Erfahrung wert sein muss. Das war es dann aber auch!
Ich habe gelernt, dass sieben Pints (0,568l) nicht genug sind. Mal schauen ob
es einen weiteren Versuch geben wird. Immerhin sind zehn Euro Eintritt für die
zwei Stunden nicht wenig.
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auf 'Whiddy Island' |
Am
Sonntag haben wir uns bei Regen am Pier getroffen um eine Wanderung auf 'Whiddy
Island' zu machen. Eine Insel, die vor Bantry liegt und die ich schon in der
zweiten Woche bei einem Gig meines Gastvaters kurz besucht habe. Nun wollten
wir aber einen großen Teil der Insel bewandern und uns ansehen. Die Fähre für
fünf Euro braucht nur fünf Minuten und bringt einen direkt zum Pub. Dort nach
einer Stärkung losgelaufen, kam sogar die Sonne wieder raus und es wurde ein
schöner Tag mit einer tollen Wanderung durch die Natur! You know like? Zur
kurzen Anmerkung: Diese Redewendung hört man hier fast an jedem Satzende!
Am
letzten Abend der Woche habe ich mir dann eine einfache Gitarre gegönnt.
Vielleicht klappt es ja, in einem Jahr ein paar Akkorde spielen zu können. Ich
hoffe, dass die Gitarre im Laufe der nächsten Woche ankommt!
Mit
den Kindern klappt es jetzt zu Schulzeiten weitaus besser, es kommt mehr
Routine in den Alltag und das Leben wird angenehmer. Manchmal mache ich mir
aber Gedanken, welche Art von Familien, beziehungsweise welche Art von
Familienleben mit einem Au Pair zu vereinen sind. Mal schauen welche Gedanken
noch kommen werden.
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