Freitag, 9. November 2012

XV. Sechzehn Tonnen Steine bis zum Ring of Kerry – Woche 14 (29.10.-04.11.12)

Diese Woche waren die Schulen geschlossen, Der bereits erwähnte ‚Mid-term break’ stand an. Als ich ziemlich müde am Montag von dem betrampten Wochenende und der Halloweenparty kam, sah ich nur noch die Reste der älteren Kinder vom Wochenende. Was da genau war, interessiert mich gar nicht, jedenfalls kamen die Eltern und die drei kleinsten erst am Abend von einem Wochenendurlaub wieder. So viel dazu! Ich hatte immerhin gedacht, dass diese Woche ein wenig anders verläuft. Vielleicht mehr Au Pair Tätigkeiten, da die Eltern arbeiten, die Kinder aber im Haus sind. War aber nicht so. Für mich sollte es im Prinzip eine ganz normale Woche werden, in der das Haus nur am Vormittag ein wenig mehr bevölkert wurde. Auch mal schön. Dennoch hatte ich mir diese Woche ein wenig anders vorgestellt. Aber wenn du drei ältere Kinder hast, brauchst du vielleicht auch nicht so sehr ein Au Pair. Das bestärkt mich in der Absicht, mal was Neues auszuprobieren. Allerdings war diese Woche wieder sehr harmonisch und angenehm. Es ist echt eine tolle Familie. An Halloween selbst, kamen einige Trick-or-Treat-Kinder vorbei, die Süßigkeiten haben wollten. Es war echt schön anzusehen, wie glücklich die Kinder waren. Dass die aber einfach so die Süßigkeiten bekommen finde ich ja eigentlich nicht in Ordnung. Wir mussten als Kinder an St. Martin immerhin noch an jeder Tür ein oder zwei Martinslieder singen. Ob die Menschen es wollten, oder nicht. Frei nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Genauso ist es bei mir hier. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Die
16.000kg Steine
beiden Arbeitstage mit meinem Gastvater hatten es in sich. Als ich am Arbeitsort ankam, sah ich nur eine lange ausgebaggerte Rinne durch den Garten. Das Abwasser ist wohl irgendwo stehen geblieben und nicht abgeflossen. Gut, wird man nen Rohr verlegen und gut ist. Das hab ich mir wohl zu einfach vorgestellt. Auf einmal kam ein großer Laster mit sage und schreibe sechzehn Tonnen Steinen an, die VOR dem Haus abgeladen wurden. Dies bedeutete mit einem Mitarbeiter meines Gastvaters zusammen diese Steine per Schubkarre in den Garten zu befördern und in der Rinne auszuleeren. Zunächst war der Garten nur nass, später, durch das Durchkarren und den leichten Regen wurde es zu einem einzigen Schlammfeld. Das Ende des diesjährigen ‚Hurricane-Festivals’ war nichts dagegen. Mein Rücken blockierte leider ziemlich schnell, aber aufgeben kann ich ja nicht. Also musste ich da durch. Am Ende des Tages hatten wir ungefähr die Hälfte geschafft, und die Rohre verlegt. Die zweite Hälfte sollte am nächsten Tag erfolgen. Jeder Gang wurde echt zu einer Tortur für den Rasen (wenn man die Matsche überhaupt noch so bezeichnen konnte), für die Schubkarre und für uns selbst. Selbst die ausgelegten Planken aus Holz waren mittlerweile unter dem Schlamm vergraben. Es war auf jeden Fall eine lehrreiche Erfahrung, warum und wie solch eine Wasserstauchung behoben wird. Während mein Gastvater am Ende mit seinem Spielzeug, dem Bagger, den Garten wieder einebnete, durfte ich mit einem Wasserschlauch den ganzen Vorgarten und Weg in den Garten säubern. Dies bedeutete den Daumen des Drucks wegen ungefähr ne halbe Stunde auf das eiskalte Wasser drücken. Das der überlebt hat, gleicht echt nem Wunder! Es war schweinekalt. Das man selbst komplett nass und voller Schlamm war brauch ich nicht zu erwähnen. So verschlammt bin ich dann jedenfalls noch in der Stadt gewesen. Man muss ja auch die schönen Seiten des Lebens genießen. Der Freitag war sehr komisch. Zunächst hat mir meine Gastmutter versucht, das Heizsystem zu erklären. Ich hatte die Heizung einmal angemacht, wusste aber nicht, dass sie gänzlich zentral geschaltet ist. Deswegen soll sie nur benutzt werden, wenn alle Türen zu sind. Also auch im Obergeschoss, welches ich bis auf beim Duschen eigentlich nicht wirklich betrete. Normalerweise wird nur
schon halb verzehrt
der Kamin benutzt. Wenn man mir das einmal erklärt ist ja auch gut so, aber ohne Erklärung kann ich es ja nicht wissen. Mir wurde nur mal gesagt, wenn’s kalt ist, soll ich die Heizung anmachen. Naja, was solls. Nun achte ich da halt drauf und gut ist. Samstagmorgen hat sie diese dann mit Türen geschlossen angemacht und mir wieder versucht das zu erklären. Ich glaube, dass ich das wirklich komplizierte Heizsystem eigentlich schon einen Tag vorher verstanden haben müsste, aber gut, ein zweites Mal schadet nicht. Am Freitag habe ich dann mal ein Dinner gekocht, wie es von meiner Oma häufig gemacht wurde. Alle anderen Vorschläge von mir gingen nicht, da es diese Zutaten momentan nicht frisch gibt, und tiefgekühlte Ware kaum verwendet wird. Das finde ich eigentlich auch gut! Es war nur dann schwer etwas zu finden, was man im November zaubern kann. Es wurden dann Reibekuchen mit eigenem Apfelkompott und frischem Salat. Dass das Reiben der Kartoffeln für neun Personen so viel
Rushhour in Irland
Arbeit macht, hätte ich nicht gedacht, aber irgendwann war es auch fertig. Es waren zwar nicht alle da, aber die, die essen wollten, wurden satt. Also waren alle zufrieden und das ist gut so! Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht und war erstaunlicherweise echt lecker, da doch ein paar Zutaten oder Gewürze gefehlt haben. Auch mal wieder frischen Salat zu haben war echt gut! Der fehlt hier echt! Freitagabend wollten wir eigentlich in ein Pub nach Keakill, in welchem Livemusik sein sollte. Da ich sehr früh einen ‚Lift’ bekommen habe, wartete ich noch in einer anderen Familie auf die Basken, die uns abholen wollten. Wie unterschiedlich aber doch gemütlich alle hier wohnen ist echt toll! Ich liebe dieses Land! In Keakill gab es dann aber doch keine Livemusik. Die Kneipe bei mir in Glengarriff, die wir dann aufgesucht haben, hatte tolle Livemusik zu bieten. Rauchige Stimmen und einfach gemütliche tolle
im November im Atlantik
Klänge. Typische irische Pubmusik. Dass dann sogar ein Stoutglas als Musikinstrument genutzt wurde, passt in das Gesamtbild. Am Ende hat sogar ein Freund der Basken ein eigenes Lied auf Baskisch gesungen. Ungezwungene und angenehme Atmosphäre! Trotz der Gegenargumente meiner Gastmutter, die meinte, dass das Wochenende oder der Winter allgemein sehr ungünstig für den Ring of Kerry ist, sind wir zu viert diesen am Samstagmorgen angegangen. Es war traumhaft. Wechselhaftes Wetter brachte uns tolle Aussichten aber auch neblige Küsten. Selbst im eiskalten Ozean waren wir kurz mit den Füßen und sahen schneebedeckte Gipfel der Berge. Ohne Zeitdruck und ohne ein geplantes Hostel sind wir los, haben im Auto immer mal wieder auf ne Karte oder in einen
felsiges Irland
Reiseführer geschaut und haben dadurch sehr viele schöne, aber auch touristisch nicht arg erschlossene Bereiche gesehen. Und immer wenn wir wollten, wurde am Straßenrand geparkt und für ne Zeit lang ausgestiegen, auf Steinen rumgeklettert oder einfach tolle Ecken Irlands und speziell der ‚Iveragh-Halbinsel’ entdeckt. Einmal konnten wir auch aussteigen und neben dem Auto herlaufen. Es war Rushhour. Eine Horde Kühe wurde seelenruhig über beide Fahrspuren getrieben bis es irgendwann links auf ein Feld ging. Ja, da war sie, die Rushhour
zum genießen
in Irland. Als es langsam dunkel wurde, haben wir einfach im nächsten Dorf gehalten, das wahrscheinlich einzige Hostel angefragt und für einen günstigen Preis ein Zimmer zu viert bekommen! Das sind halt auch die Vorteile, wenn man den Ring of Kerry nicht in der Hochsaison umkurvt. Zudem sind die Straßen natürlich leerer und die Atmosphäre doch ein wenig idyllischer. Abends noch ein wenig Livemusik in einem Pub genossen, ging die Nacht aber nicht so lang um morgens wieder mehr oder weniger fit auf die zweite Hälfte der Umkurvung zu starten. Dort wartete ein Strandspaziergang bei Regen am ‚Rosbeigh Beach’, oder Dünengänge bei kurzer Trockenheit. Am Ende konnten wir noch im ‚Killarney National Park’ schöne Minuten verbringen, bevor es im Dunkeln dann zurückging. Ein echt traumhaftes Wochenende! Und manche Ecken kann man im Sommer dann ja noch mal besuchen. Aber nur wegen dem Wetter auf die ganze Tour zu verzichten wäre echt zu schade gewesen.

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