Montag, 5. November 2012

XIV. Themenwoche Auto – Woche 13 (22.10.-28.10.12)

Wenn man eine Zeit lang in Irland verweilt, kann man sich Gedanken machen, an welchen Stellen die englische Sprache am meisten trainiert wird. Beim ‚Familienduell’ hätte ich sicherlich ‚die Arbeit’ oder ‚in der Gastfamilie’ als Topantwort angegeben. Doch bei mir lautet die Topantwort mit Abstand: ‚Beim Trampen’. Warum? Ja, warum eigentlich? Ich bin gezwungen, überall hinzutrampen, wenn ich mal ein paar Dinge außerhalb des Hauses sehen oder erleben möchte. Sei es in die ‚Town’ nach Bantry, in ein Pub, zu den Glengarriff Woods oder wo auch immer hin. Die Kombination aus der Notwendigkeit und der Freundlichkeit der Iren lässt mich fast jeden Tag überall hin und her trampen. Sicherlich ist es kompliziert im Dunkeln einen ‚Lift’ zu finden, aber auch wenn es mal nen Stündchen dauert, eigentlich hält immer jemand. Und wenn man dann im Auto sitzt, ist es doch extrem blöd die normalerweise rund zehn bis zwanzig Minuten schweigend daneben zu sitzen. Also unterhält man sich über grundverschiedene Themen. Mal über Belangloses, mal über die Eindrücke von Irland, mal über Politik, aber auch mit einer amerikanischen Hippie-Mutter über Umweltverschmutzung im Mississippi im Vergleich zum Rhein. Eine interessante Fahrt war mit drei Studenten, die ganz stolz waren, dass sie etwas aus Deutschland kennen: Rammstein! Die Musik von denen hatten sie zufällig auch gerade auf dem MP3-Stick, sodass wir in Irland auf ner Landstraße erstmal richtig schön laut Rammstein gehört haben. Irgendwann hab ich mal angefangen denen die Texte simultan zu übersetzen. Daraufhin waren sie sehr verwundert über was für einen Scheiß doch ‚gesungen’ wird. Sie konnten die Texte übrigens auswendig vollkommen ohne Fehler, die Aussprache mal übergangen, mitsingen ohne überhaupt einen blassen Schimmer zu haben, was sie da singen. Sehr amüsant alles. Doch warum halten die Autos an? Und das auch noch im Dunkeln, wenn am Rand ein Mann in dunkler Jacke steht. Okay, böse sehe ich jetzt wahrscheinlich nicht aus, aber wer weiß das schon? Eine End-Fünfzigerin meinte dazu nur, dass sie es als Jugendliche und Studentin selbst gehasst hat, wenn die Autos nicht stehen blieben, also muss sie ja jetzt auch halten. Und bisher waren es immer aufgeschlossene, freundliche Menschen. Na dann hoff ich ja mal, dass das noch viele weitere Menschen in den kommenden Monaten so sehen. Dass man das Trampen aber noch perfektionieren kann, habe ich am Wochenende gelernt. Dazu später mehr! Zunächst bin ich an einem
Glengarriff von oben
Vormittag zu einem Aussichtspunkt in den ‚Glengarriff Woods gelaufen. Der Blick ging über das gesamte Glengarriff bis hin nach Bantry und über ‚Bantry Bay’. Wahnsinn. Das tolle ist immer wieder, dass man durch irgendwelche Natur läuft, scheinbar durchs nichts, und sich dann plötzlich solch tolle Punkte zeigen. Die Arbeit war diese Woche nicht sonderlich spannend. Zeit hatte ich allerdings den Entschluss für mich zu fassen, auf keinen Fall mehr was für Dezember zu suchen, da mich das Suchen von dem Genießen des Lebens, welches hier echt toll ist, abhält. Andererseits aber für mich festzumachen, vor Silvester die Familie schweren Herzens zu verlassen und etwas Neues machen zu wollen. Irland schreit noch nach so vielen Erfahrungen und die Erfahrung die ich in den beiden Familien erhalten habe, werde ich keinesfalls vergessen, sondern das Positive mitnehmen. Und ich hoffe bis dahin ja auch noch viel Neues zu erfahren. Allerdings muss ich auch so ehrlich zu mir selbst sein, dass Wohlfühlen eben nicht Alles ist. Die Arbeit ist halt nicht solche, die ich mir für ein ganzes Jahr vorstelle. Ich hoffe, dass meine Gastfamilie das auch irgendwie versteht und ich noch die Wochen bleiben kann. Ich würde es mir wünschen. Das Wochenende war kein Gewöhnliches. Es stand der ‚Oktober-Bank-Holiday’ an. Das bedeutet, der Montag ist für die meisten Arbeitnehmer frei und passend dazu beginnt dann auch noch der einwöchige ‚mid-term break’ an den Schulen, welcher üblicherweise über ‚Halloween’ liegt. In
Jazz-Festival
Cork City stand an dem Wochenende ein Jazz-Festival an. Vielleicht waren wir ein bisschen spät mit der Planung, jedenfalls wollten wir dorthin, hatten aber keine Möglichkeit mehr ein Schlafplatz in einem Hostel zu erhaschen. Alles war voll. Gut, dann halt nicht zu dem Festival, würde man jetzt vielleicht denken. Nö, dann halt nicht schlafen denken wir uns. Im Endeffekt waren wir nur noch zu zweit, aber das Leben ist zum Leben da, wie ich an meiner Abschiedsfeier in Osnabrück ‚eingetrichtert’ bekommen habe. Da ich am Samstag nicht arbeiten musste, konnte ich das Angebot annehmen nach Cork mitgenommen zu werden. So trafen wir uns dann am Abend in Cork. In der Zwischenzeit habe ich schon ein wahnsinnig gutes Jazz-Konzert im ‚Woodford’ der Band ‚The Swingin' Bluecats’ genießen dürfen. Mit einem Kontrabass, zwei Saxophonen, einer Gitarre und einem Schlagzeug bewaffnet, brachten sie die weitläufige Kneipe zum tanzen. Herrlich. Später haben wir noch die eine oder andere Jazz-Combo gesehen, bevor es Musik aus der Anlage gab. Auf jeden Fall ein gelungener Abend zu dem sich später noch einige Deutsche mehr gesellten. Einen Sessel in einer Hostel-Lobby zu bekommen, scheiterte daran, dass man die Buchungsbestätigung am Eingang vorzeigen musste. Kurzum, blöd! So blieb uns der Gang zurück zu Macces nicht erspart und wir waren froh, wach (schlafend wurde
Cork City um 6.40 Uhr
man sofort geweckt) im Warmen bleiben zu können. Ein Kaffee um fünf Uhr in der Nacht ist doch auch etwas Schönes. Los ging der Trip zurück dann um 6.40 Uhr. Der erste Bus fuhr erst um zehn Uhr, sodass wir uns dachten, dass Trampen ja nicht so schwer sein kann. Ja nur an welchem Ort in einer Großstadt (für irische Verhältnisse) findet man jemanden, der zwei bekloppte Deutsche nach Bantry fährt. Wir wussten nur an Hand der aufgehenden Sonne in welche Richtung wir mussten. Manche sagen da auch berechtigterweise planlos zu, ich würde es als vollkommen bescheuert ansehen, nicht mal eine Karte mitzunehmen. Der befragte Taxifahrer half uns zwar mit der Erklärung nach dem Weg, hat uns aber eher nur ausgelacht, an einem Sonntagmorgen an einem verlängerten Wochenende aus einer Stadt in die Pampa trampen zu wollen. Da hat er wohl nicht Unrecht. Vorweggenommen: Wir kamen an! Auf dem eineinhalbstündigen Fußweg aus der Stadt heraus zu einem ‚Einstiegspunkt’ halfen uns Taxifahrer, Tankstellenbesitzer und ein Rentner mit ‚Google Maps’ auf seinem I-Phone. So wussten wir schlussendlich, dass es an einem Kreisverkehr in leicht anderer Richtung am besten sei Fahrer zu finden und wir erhielten ein Stück Pappe um ein Schild mit ‚Direction Bantry’ zu erstellen. An
89km vor Bantry
dem Punkt angekommen (ab dort 89km bis Bantry), dauerte es über eine weitere Stunde bis wir mitgenommen wurden. Ein Opa war auf dem Weg zu seinem Ferienhäuschen in Clonakilty und war verdammt gut drauf. Trotz vollkommener Müdigkeit haben wir die gesamte Stunde Autofahrt erzählt, auch wenn mir die Geschichte um die zweite Tochter nicht mehr ganz einfällt. Wahrscheinlich gingen auch mal kurz die Augen zu. Durch Nachfragen ist ihm das aber nicht aufgefallen. Glaub ich zumindest. Wir haben uns so verquatscht, dass er sogar weiterfuhr und uns in Skibbereen rausließ um dort, statt in Clonakilty, dann halt einkaufen zu gehen. Richtig gut. Sogar meinen Mitstreiter hat er auf der Fahrt leicht auf die Schippe genommen, da es ihm augenscheinlich nicht so gut ging. Ob es auf den Abend oder eine Autokrankheit zurückzuführen ist, lasse ich mal dahingestellt. Nach über einer weiteren Stunde warten, wurden wir dann bis nach Bantry mitgenommen. Es war sehr schwer den Mann zu verstehen, da er mir aber sehr suspekt vorkam und dann auch noch einen Schleichweg fuhr waren wir beide hellwach und Gesprächen nicht abgeneigt. Wahrscheinlich war auch er einfach nur nett, aber ehrlicherweise waren wir beide froh, als wir um 11.30 Uhr am Square in Bantry ankamen. Also nach vier Stunden und fünfzig Minuten. Der Bus kam übrigens um 12.30 Uhr an. Sicherlich wäre es einfacher gewesen, aber lange nicht so verrückt! An diesem Sonntag sollte in Bantry auch noch ein Autorennen stattfinden: Die ‚Fastnet Rally-Championship’. Auch wenn es wegen der Müdigkeit nicht ewig
Rally-Championship
war, ne gute Stunde habe ich mir das Rennen noch angeschaut. Dieses ging gegen die Zeit, sodass an einer Kreuzung ständig Autos vorbeikamen. Richtig laut, aber ein toller Event. Dann ging langsam nicht mehr viel, sodass ich mich wohl oder übel zwei Stunden hinhauen musste. Länger ging nicht, denn es musste ja noch was gegessen werden, bevor es zu einer Halloween-Geburtstagsparty ging. Okay, ich hatte keine Ahnung wer die einladende Person wirklich ist, aber es war eine spaßige Angelegenheit. In meinem Tigerkostüm konnte ich zwar nicht gegen die Jamaikanische Laufstaffel (im Morphsuit) mithalten, aber es passte dennoch. So endete eine Woche im Namen des Autos, die viele verrückte Dinge bereithielt. Eine kleine Anmerkung zum ganzen Trampen. Freitagabend passierte es das erste Mal, dass mich nach anderthalb Stunden kein Auto aus der Kälte befreien wollte und wir uns dann entschieden nicht nach Coomhola sondern in meiner Richtung ein Pub zu besuchen. Man muss ja auch mal Pech haben. Es soll aber die Ausnahme bleiben!

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