Donnerstag, 6. Dezember 2012

XVIII. Sonntag, halb vier in Irland – Woche 17 (19.11.-25.11.12)

Ich habe gemerkt, dass ich mal wieder etwas für meinen Körper machen sollte. Also bin ich mal wieder laufen gegangen. Nicht lange, aber es hat gereicht um ausgepowert zu sein. Auf dem Weg habe ich zufällig ein schönes abgelegenes kleines Ufer gefunden, welches an einem Ausläufer des Ozeans liegt. Von der Straße geht es ungefähr zehn Meter einen Abhang hinunter, dort ist dann eine kleine Bank direkt am Wasser. Echt schön und so habe ich die Chance genutzt dort noch mal mit einer Freundin und ihrem Au Pair-Kind am Freitag hinzugehen und Zeit zu verbringen. Einfach die Natur genießen und mit der Kleinen Steine ins Wasser
der Blick von zu Hause aus
werfen. Ansonsten entstanden unter der Woche ein paar lustige Begegnungen und ein netter Abend im Pub nach dem Englischkurs. In der ersten Woche in Irland war ich auf einem BBQ-Fest in Bantry. Dort gab es ein Wettessen a la Dschungelcamp. Dieses Wettessen gewann zufällig die Schwester meines jetzigen Gastvaters, die das Pub betreibt, in welchem wir häufiger nach dem Englischkurs den Abend verbringen. Ich wusste, dass sie mir irgendwoher bekannt vorkam, nun weiß ich woher. Ich habe sie auf Fotos entdeckt und der Pokal steht bei ihr in der Kneipe. Bantry ist halt klein! Am Wochenende hatten wir nicht so viel geplant und so haben wir zu viert mal die West-Seite Bantrys erkundet und sind ein bisschen auf Steinen herumgeklettert. Auf einem Weg, der am ‚Bantry Bay’ vorbeiführt sind einige Fitnessgeräte aufgestellt. Im Sommer stell ich mir das ziemlich toll vor, zuerst ein bissel Sport an den Geräten machen um dann direkt in den Ozean zu hüpfen. Für uns war es nicht mehr als mal ein
Idylle am 'Ozeanufer'
kurzes Austesten. Danach sind wir noch nach Skibbereen gefahren. Ein nettes Städtchen süd-östlich von Bantry. Interessant war ein Restaurant, welches in einer alten Kirche beherbergt ist. Den Flair der Kirche kann man durch die Fenster und den ‚Oberrang’ gut erkennen, aber auch die gewollte Mischung aus gemütlichem Restaurant und Erhalt des Kirchlichen ist gelungen. Nach der Rückkehr aus Skibbereen bin ich mit einer Wwooferin aus Frankreich in Bantry geblieben, da es sich nicht gelohnt hätte nach Glengarriff und zurück zu trampen. Bevor wir in ein Pub gingen, kamen wir an einem Stand von jungen Erwachsenen vorbei, der mitten auf dem Marktplatz in Bantry aufgebaut war. Im Prinzip war es nur ein Tisch, mit heißer Schokolade, Muffins, Kaffee und Tee. Aber nicht um die Produkte zu verkaufen, sondern einfach um etwas Gutes zu tun, haben diese vier Christen sich dort hingestellt und sind völlig verschiedenen Menschen begegnet. Sie hatten wirklich keineswegs die Absicht irgendwen zu überzeugen oder was auch immer an Gedanken kommen könnte. Sie waren auf Begegnungen
Pub-Musik im 'Bernards'
aus, haben es aus eigener Überzeugung gemacht und den Samstagabend so für sich gut genutzt. Toll! Und es war nebenher auch noch echt lecker! Die Musik im ‚Ma Murphys’ war ein reines Wunschkonzert. Nach jedem Lied fragte der Musiker, welche Lieder wir denn hören wollten und so gut wie alles was (hauptsächlich von uns) gewünscht wurde, wurde gespielt. Aber stets mit eigenen Interpretationen. Es war echt gut. Da wir am nächsten morgen sehr früh von Bantry aus nach Baltimore losfahren wollten um pünktlich bei der Fähre in Richtung ‚Cape Clear’ zu sein, bin ich mal wieder in Bantry auf ‚meiner Couch’ geblieben. Das frühe Aufstehen war aber
öffentlicher 'Sport'
völlig umsonst, da wir am Sonntagmorgen auf einmal kein Auto mehr hatten. Naja, kann man nichts ändern, wenn die Familie von einem Au Pair es braucht. Versucht den Tag zu nutzen, haben wir erstmal ausgiebig in internationaler Runde gefrühstückt. War auch mal wieder nötig. Da es meist geregnet hatte, haben wir am Nachmittag nicht wirklich viel gemacht, sind am Bantry-Haus im Garten und am ‚Bantry Bay’ herumgelaufen, bevor wir ziemlich durchnässt die Möglichkeit hatten, nach Hause zu trampen oder uns in ne Kneipe zu setzen. Wir waren mittlerweile nur noch zu zweit und so ging es in jenes Pub, welches der Schwester meines Gastvaters gehört. Es war verdammt interessant und ein lustiger Nachmittag. Im Endeffekt waren wir dort fast drei Stunden und haben ‚lustige
Der Name sagt alles
Gespräche’ mit nem Briten und ein paar Iren geführt, die allesamt völlig betrunken waren. Was man halt so an einem Sonntagnachmittag macht. Einer der beiden hat sich auch sehr gewundert warum wir uns manchmal auf Deutsch unterhalten haben (was auch mal nötig war, damit sie uns nicht verstanden). Sie war doch aus ‚Austria’ und in Australien kann man doch kein Deutsch! Jeglicher Kommentar scheint wohl überflüssig. Ach, es kann so viel erzählt werden, es war ein lustiger Nachmittag, bis auf, dass uns ein Betrunkener Ire begegnete, der uns über Faschismus ausfragen wollte. Eigentlich nicht komplett ungewöhnlich, dass man als Deutscher hier und da mal drauf angesprochen
'Bantry House' im Spätherbst
wird. Dieser jedenfalls sieht die damaligen Handlungen und das Gedankengut als gerechtfertigt und sinnvoll an. Auf Grund seiner körperlichen Verfassung war mir die Mühe zu schade, mit ihm darüber ausgiebig zu diskutieren. Ich würde es eher als traurig bezeichnen, dass es solche Menschen gibt, die diese Ansichten haben. Ich habe ihn von da an einfach ignoriert. Mal sehen ob ich ihn nüchtern noch einmal treffe. An diesem Tag wäre jedes Wort links rein und rechts raus gegangen. Aber das hat die lustige Zeit in der ‚gemütlichen Kabine’ sicherlich nicht beeinträchtigt. Da ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte, habe ich durchaus die Pints am Abend gemerkt. Nach dem Nach-Hause-Trampen, dachte ich, dass ich erstmal mal für ne Zeit in mein Zimmer gehe, aber das Dinner war gerade fertig und im Anschluss daran wurde ich noch um Mathenachhilfe gebeten. Super! Wat ein Spaß! Aber auch das ging alles irgendwie. Ja, dass ist es: Sonntag, halb vier in Irland!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen